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Der stärkste Mann am Berg

30.05.2012     Fränkischer Tag

Bergrennen Ulrich Hartmann-Dümpert trat mit seinem Porsche 924 GT beim Bergrennen in Stübig an. Sein Auto ist schnell, doch um Tempo geht es ihm nicht.

 

von unserem Redaktionsmitglied Tobias Kindermann

Stübig — Nummer 83 hat einen guten Platz erwischt. Der Rennwagen von Ulrich Hartmann-Dümpert steht am Eingang des Fahrerlagers unter einem Baldachin, daneben parkt das Wohnmobil. Seit Freitagmittag sind er und seine Frau Susanne da. "Wir wollen das Leben im Fahrerlager genießen", sagt der 61-Jährige.
Einen Pokal haben sie schon sicher - den für die weiteste Anreise. Sie sind mit ihrem roten Porsche 924 GT rund 400 Kilometer aus Grenzau, wenig entfernt von Basel, angereist. Für den Ingenieur ist es auch eine Fahrt in die eigene Motorsport-Vergangenheit. In Zettlitz bei der Firma Leikeim absolvierte der Ex-Coburger vor seinem Studium sein erstes Praktikum - und Senior-Chef Hilmar Leikeim fuhr auf NSU TT Bergrennen. Im Fahrerlager ist der Mann unterwegs, bei dem Ulrich Hartmann-Dümpert das Autofahren lernte: Ernst Barth aus Lichtenfels ist inzwischen 77 - und hilft dem Ausrichter der Veranstaltung, dem MSC Scheßlitz, in der Organisation. Keiner wusste, dass der andere an diesem Tag in Stübig sein würde. Doch so schloss sich ein Kreis.
"Damals in Zettlitz habe ich sozusagen noch einmal mehr Benzin geleckt", lacht Hartmann-Dümpert. Nicht nur sei Chef fuhr Autorennen, auch sein Fahrlehrer: Ernst Barth war über viele Jahrzehnte im Motorsport aktiv: "Mit Hilmar Leikeim habe ich mich in den Slalom-Veranstaltungen immer duelliert", erinnert er sich an seine schönsten Erlebnisse.
Die NSU TT werden bei diesem Rennen in Stübig wieder einen großen Auftritt haben. Über Jahrzehnte waren die kleinen Wagen der inzwischen in Audi aufgegangenen Firma aus Neckarsulm bei Bergrennen oder Slalom-Veranstaltungen in ihren Klassen Siegerfahrzeuge. Und auch an diesem Sonntag darf sich ein NSU TT mit den besten Zeiten von um die 1,05:5 min in die Listen eintragen: Startnummer 62, Karl-Heinz Thiel aus Stammsried sitzt am Steuer, fährt beide Läufe mit neun Hundertstel Differenz - und wird dann doch nicht Erster. Denn am Stübiger Berg zählt nur der Unterschied zwischen den Läufen, es ist ein Gleichmäßigkeitsrennen. Ulrich Hartmann-Dümpert sieht das alles sehr gelassen: "Ich lass das auf mich zukommen", meint er vor dem Start zum ersten Trainingslauf. Sein Rennwagen aus dem Jahr 1981, der er 1998 kaufte, erzählt eine eigene Geschichte. In ihm arbeitet ein Motor, der so etwas wie eine Eigenkonstruktion darstellt. "Mein Spitzname lautet Turbo-Uli", lacht er.
Nach Schule und Maschinenbaustudium in Coburg wechselte er als Sicherheitsoffizier zur Bundeswehr nach Landsberg am Lech. Am Ende seiner Bundeswehrzeit warf ihn ein schwerer Unfall aus der Bahn: "Ich bin nachts in einen unbeleuchteten Panzer gefahren, der auf der A 9 bei Bindlach auf der linken Spur stand." Er habe schon die letzte Ölung bekommen. "Obwohl ich evangelisch bin. Da hat man gar nicht mehr drauf geachtet." Danach war er im kleineren Rahmen freiberuflich tätig - und half wie bei Porsche oder BMW auch mal in Entwicklungsabteilungen aus.
Seine Spezialität sind Turbo-Motoren: "Ich war immer ein Problemlöser bei technischen Details", lacht er. Sein 924 GT besitzt nicht mehr die Maschine mit 240 PS aus dem 924 GTS, aus Bauteilen des Nachfolgers 944 hat er sich einen Vierventil-Turbo-Motor mit 2,7 Liter Hubraum und 320 PS gebaut. Über ein so genanntes Dampfrad kann er den Ladedruck von 1 bar bis auf 1,4 bar erhöhen. "Das ergibt dann etwa 420 bis 430 PS." Damit war sein Porsche der stärkste Wagen an diesem Tag. Doch "Turbo Uli" ließ es ruhig angehen. "Man darf so einen Wettbewerb nicht zu ernst nehmen." Mit 1:06,76 min im zweiten Lauf war er zufrieden. Er setzte dabei nämlich auch noch eine andere Marke: "Beim Start kam eine kleine Flamme aus meinem Auspuff und versengte dem Starter leicht die Haare an den Beinen."

Im Fahrerlager konnten die Besucher die Rennwagen ganz nah sehen - und die Besitzer zeigten ihre Autos gerne.Der Porsche 924 GT beim Start  auf die Bergstrecke.
Der Lichtenfelser Ernst Barth (links) brachte Ulrich Hartmann-Dümpert vor über 40 Jahren das Autofahren bei. Ein NSU TT steht hinter dem Porsche 924 GT.
Achtung Auspuff: Aus dem Rohr können  Flammen schlagen.Nicht schön, sondern funktionell: Blick ins Cockpit.

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