von unserem Redaktionsmitglied Tobias Kindermann
Stübig — Nummer 83 hat einen guten Platz erwischt. Der Rennwagen
von Ulrich Hartmann-Dümpert steht am Eingang des Fahrerlagers unter
einem Baldachin, daneben parkt das Wohnmobil. Seit Freitagmittag sind
er und seine Frau Susanne da. "Wir wollen das Leben im Fahrerlager
genießen", sagt der 61-Jährige.
Einen Pokal haben sie schon sicher - den für die weiteste Anreise.
Sie sind mit ihrem roten Porsche 924 GT rund 400 Kilometer aus Grenzau,
wenig entfernt von Basel, angereist. Für den Ingenieur ist es auch
eine Fahrt in die eigene Motorsport-Vergangenheit. In Zettlitz bei
der Firma Leikeim absolvierte der Ex-Coburger vor seinem Studium sein
erstes Praktikum - und Senior-Chef Hilmar Leikeim fuhr auf NSU TT
Bergrennen. Im Fahrerlager ist der Mann unterwegs, bei dem Ulrich
Hartmann-Dümpert das Autofahren lernte: Ernst Barth aus Lichtenfels
ist inzwischen 77 - und hilft dem Ausrichter der Veranstaltung, dem
MSC Scheßlitz, in der Organisation. Keiner wusste, dass der andere
an diesem Tag in Stübig sein würde. Doch so schloss sich ein Kreis.
"Damals in Zettlitz habe ich sozusagen noch einmal mehr Benzin geleckt",
lacht Hartmann-Dümpert. Nicht nur sei Chef fuhr Autorennen, auch sein
Fahrlehrer: Ernst Barth war über viele Jahrzehnte im Motorsport aktiv:
"Mit Hilmar Leikeim habe ich mich in den Slalom-Veranstaltungen immer
duelliert", erinnert er sich an seine schönsten Erlebnisse.
Die NSU TT werden bei diesem Rennen in Stübig wieder einen großen
Auftritt haben. Über Jahrzehnte waren die kleinen Wagen der inzwischen
in Audi aufgegangenen Firma aus Neckarsulm bei Bergrennen oder Slalom-Veranstaltungen
in ihren Klassen Siegerfahrzeuge. Und auch an diesem Sonntag darf
sich ein NSU TT mit den besten Zeiten von um die 1,05:5 min in die
Listen eintragen: Startnummer 62, Karl-Heinz Thiel aus Stammsried
sitzt am Steuer, fährt beide Läufe mit neun Hundertstel Differenz
- und wird dann doch nicht Erster. Denn am Stübiger Berg zählt nur
der Unterschied zwischen den Läufen, es ist ein Gleichmäßigkeitsrennen.
Ulrich Hartmann-Dümpert sieht das alles sehr gelassen: "Ich lass das
auf mich zukommen", meint er vor dem Start zum ersten Trainingslauf.
Sein Rennwagen aus dem Jahr 1981, der er 1998 kaufte, erzählt eine
eigene Geschichte. In ihm arbeitet ein Motor, der so etwas wie eine
Eigenkonstruktion darstellt. "Mein Spitzname lautet Turbo-Uli", lacht
er.
Nach Schule und Maschinenbaustudium in Coburg wechselte er als Sicherheitsoffizier
zur Bundeswehr nach Landsberg am Lech. Am Ende seiner Bundeswehrzeit
warf ihn ein schwerer Unfall aus der Bahn: "Ich bin nachts in einen
unbeleuchteten Panzer gefahren, der auf der A 9 bei Bindlach auf der
linken Spur stand." Er habe schon die letzte Ölung bekommen. "Obwohl
ich evangelisch bin. Da hat man gar nicht mehr drauf geachtet." Danach
war er im kleineren Rahmen freiberuflich tätig - und half wie bei
Porsche oder BMW auch mal in Entwicklungsabteilungen aus.
Seine Spezialität sind Turbo-Motoren: "Ich war immer ein Problemlöser
bei technischen Details", lacht er. Sein 924 GT besitzt nicht mehr
die Maschine mit 240 PS aus dem 924 GTS, aus Bauteilen des Nachfolgers
944 hat er sich einen Vierventil-Turbo-Motor mit 2,7 Liter Hubraum
und 320 PS gebaut. Über ein so genanntes Dampfrad kann er den Ladedruck
von 1 bar bis auf 1,4 bar erhöhen. "Das ergibt dann etwa 420 bis 430
PS." Damit war sein Porsche der stärkste Wagen an diesem Tag. Doch
"Turbo Uli" ließ es ruhig angehen. "Man darf so einen Wettbewerb nicht
zu ernst nehmen." Mit 1:06,76 min im zweiten Lauf war er zufrieden.
Er setzte dabei nämlich auch noch eine andere Marke: "Beim Start kam
eine kleine Flamme aus meinem Auspuff und versengte dem Starter leicht
die Haare an den Beinen."